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 II. Mechanik starrer Körper    Boltzmanns Bicykel    
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Nummer:
01/68
Fachgebiet:
Mechanik starrer Körper, Elektrizität
Bezeichnung:
Boltzmanns Bicykel
Anzahl Duplikate:
0
Standort:
Büro Jung
Zustand:
gut, leicht korrodiert; das originale (nicht mehr vollständige) Gerät von Boltzmann erhielt um 1990 ein neues Stativ samt Kurbelantrieb.
Erwerbsdatum:
1907
Herstellungsdatum:
1890 oder 1891
Hersteller:
Werkstatt LMU München
Kaufpreis:
keine Angabe
 

Beschreibung:
Zitat aus dem Ausstellungskatalog von Walter Höflechner und Adolf Hohenester, Seite 61f: "Noch in Graz hat BOLTZMANN in Fortsetzung MAXWELLscher Bemühungen durch den Mechaniker Anton von GASTEIGER ein Bicykel-Modell bauen lassen, das bis zum Ersten Weltkrieg nachweisbar ist - allerdings wußte man um 1914 mit dem Modell nichts mehr anzufangen: im Inventar steht zu lesen: "Unerklärlicher Apparat (nach BOLTZMANN) mit Zahnradgetriebe"; eine spätere Hand hat das nach BOLTZMANNs Namen angebrachte Fragezeichen durchgestrichen und den Zusatz angefügt: "Modell für POINSOTsche Drahttheorie"; daß es sich dabei um das Bicykel handelt, geht aus der Beschreibung des Apparats hervor: "Vertikale hölzerne Kreisscheibe mit eisernem Zahnradgetriebe mit 3 Konusrädern". Bei diesem Modell konnte nur der Koeffizient der gegenseitigen Induktion verändert werden. BOLTZMANN hat dann 1890 oder 1891 in München eine verbesserte Version des Bicykels herstellen lassen, die er sich 1895 von seinem ehemaligen Fakultätskollegen, dem berühmten Kristallographen Paul Groth, nach Wien nachsenden hat lassen. BOLTZMANN wollte den Apparat bei günstiger Gelegenheit für sein Wiener Institut erwerben (er war mit eigens ihm vom Münchener Universitätsausschuß bewilligten Geldern finanziert worden). Dazu ist es aber nie gekommen. BOLTZMANN hat den Apparat 1893 auf der Mathematischen Ausstellung in München gezeigt und auch zweimal nach Amerika mitgenommen, worunter das Modell nicht unerheblich gelitten hat. NAch BOLTZMANNs Tod hat im Frühjahr 1907 der damals eben neuinstallierte Nachfolger, Arnold SOMMERFELD, BOLTZMANNs Quittung für das Bicykel gefunden und um die Rückstellung nach München gebeten, die Stefan MEYER nach eigenhändiger Restaurierung des verbeulten Modells, das "nicht immer einwandfrei funktionierte", ins Werk gesetzt hat. Beide Originalmodelle - das ältere Grazer Exemplar und das zuletzt erwähnte Münchener Exemplar - sind in der Folge verlorengegangen."